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Redaktionismus

Ich fang dann mal eine neue Blog-Serie an. Eher was Persönliches. Unter neuem Namen, der aber nicht „Digibum oder Plumtal?“ lautet und auch nicht „Gulliver in Digitalien“. Redaktionismus soll sie nun heißen, meine neue, eher persönlich gehaltene Serie im Rahmen des MCL-Blogs.

Den Titel kann man später noch erklären, wenn ich mich kraftvoll und entschlossen einbringen werde in den vielstimmigen Diskurs über Journalismus, PR und Unternehmenskommunikation. Über Medien, Content Marketing und Corporate Publishing, Kommunikationsmanagement, Journalistendarsteller, Markenjournalismus, Native Advertising und und und…

Machen wir alles später. Aber nachdem das hier alles sehr persönlich gehalten sein wird, muss ich noch erklären, warum diese Serie doch nicht „Digibum oder Plumtal?“ heißt. Wäre beinahe passiert. Hätte sicherlich merkwürdig geklungen, wäre aber – mal ganz nebenbei – rein SEO-technisch wahrscheinlich der Kracher gewesen. Niemand macht einem diese Begriffe streitig.

Inhaltlich aber hätt es sehr gut „Digibum oder Plumtal?“ heißen können – das Blog des ehemaligen Schriftsetzers, der genau so alt ist, dass er einerseits noch dafür bezahlt wurde, ernsthaft mit bleiernen Lettern, Setzkasten und Winkelhaken zu hantieren und andererseits bereits im ersten Jahr seiner Schriftsetzerlehre auf den Tastaturen der ersten Satzcomputer herumhacken durfte, die Anfang der 80er Jahre auch in ostdeutschen Druckereibetrieben ausprobiert wurden. Plumbum also, das Blei, war noch präsent im beruflichen Leben des jungen Schriftsetzers, der später Journalist und noch später PR-Berater war, und dessen Arbeitswelt dann immer digitaler wurde. In Wellen natürlich, aber das Leben war seither niemals nur noch analog und Plumbum. Aber immer auch.

Also ein Crossover aus Plumbum und Digital als Titel, aber wie herum: Digibum oder Plumtal? Wie drückt man besser aus, dass ein digitaler Immigrant, der nun doch schon ein ganzes Weilchen von der Digitalisierung behelligt wird, jeden Tag fasziniert ist, manchmal auch irritiert oder verunsichert von dem, was das digitale Leben so an Frischem serviert. Und sich immer wieder fragt, was man jetzt damit anfängt: Mitmachen? Sein lassen? Vorweg gehen? Ignorieren? Bekämpfen gar? Jeden Tag rüttelt etwas Neues an den ewigen Wahr- und Weisheiten und behauptet, alles werde jetzt anders. Manches wird auch anders. Manches aber auch nicht. Man weiß nur vorher immer nicht genau, was anders wird und was eben nicht.

Aber am Ende des Tages ist er dann wieder irgendwie gelebt. Digital, analog, irgendwo dazwischen. (Bei der Gelegenheit: „Digilog oder Anatal?“ wäre vielleicht noch näher dran gewesen, liest sich und klingt aber genauso bescheuert wie „Digibum oder Plumtal?“, oder? SEO-technisch habe ich das jetzt nicht analysiert.)

Und dann musste noch diese Gulliver-Idee verworfen werden, die sich irgendwie hatte aufdrängen wollen. Denn es gibt Momente, da kommt mir Vieles in der immer digitaler werdenden Welt so merkwürdig vor, dass irgendwann das Gulliver-Bild im Kopf entstand: Gulliver in Digitalien. – War für den Bruchteil eines Duschgangs schon fast der Blog-Titel. Aber dann die Killerfrage: Zwergen- oder Riesenperspektive? Will man ja beides nicht permanent öffentlich kultivieren: Sich selbst klein zu machen, hat so einen Opfer-Touch. Und Riese geht nicht, weil es natürlich nicht korrekt ist, ständig offen Überlegenheit zu markieren. Macht man nicht.

Aber vielleicht krame ich „Digibum oder Plumtal?“ auch nochmal hervor, wenn ich mal wieder total verunsichert zwischen digitalem und analogem Leben herumtorkele und zu den Fragen, die sich gerade stellen, einfach nur sagen will: Ich schreib hier zwar was auf – aber ich weiß es doch auch nicht!